Sicherstellen der Befahrbarkeit geplanter Strassenbahn-Trassierungen mit Bestandsfahrzeugen

Kunden: Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB), Deutschland; HAVAG Hallesche Verkehrs-AG, Deutschland; Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), Schweiz
Projektaufgaben
- Kompatibilität sicherstellen: Klärung der Befahrbarkeit geplanter Strassenbahn-Trassierungen durch die Bestandsflotte
- Optimierung der Trassierung: Vorschlag von alternativen Trassierungs-Varianten, die sicher und ohne Beschädigung oder Entgleisung der Strassenbahnen befahren werden können
Unsere Umsetzung
Strassenbahngleise weisen aufgrund der Topografie oder historisch gewachsenen Stadtzentren zum Teil sehr individuelle Eigenschaften auf. Die Fahrzeuge müssen auf diese Besonderheiten der Infrastruktur abgestimmt sein. Entsprechend wenig sind Fahrzeuge und Gleise von Strassenbahnsystemen bislang vereinheitlicht oder genormt. Moderne Strassenbahnfahrzeuge sind häufig mehrteilige Gliederfahrzeuge. Ihre Fahrzeuglänge kann sich gleich über mehrere Trassierungselemente wie Bögen oder Neigungswechsel hinweg erstrecken. In der Regel sind alle Fahrzeugsegmente nahezu torsionsstarr miteinander verbunden – bis auf geringe Nachgiebigkeiten in wenigen Dachgelenken. Daher sind lange Gliederfahrzeuge häufig sensitiv auf Torsionslasten, wie sie beispielsweise bei der Kombination von kleinen Bogenradien und grossen Neigungswechseln entstehen.
Bei der Planung von Streckenerweiterungen stellt sich daher regelmässig die Frage, ob die Bestandsfahrzeuge die neu geplante Trassierung befahren können. Schutzziele sind dabei insbesondere die Sicherheit gegen Entgleisen und das schädigungsfreie Ertragen der auftretenden Lasten. Weiterhin können auch die Zwängungsfreiheit zwischen Fahrzeugteilen oder die Bodenfreiheit unterhalb des Fahrzeugs Kriterien sein.
PROSE untersucht die Befahrbarkeit mittels Mehrkörpersystem (MKS)-Simulationen, wie sie beispielsweise auch für die Entwicklung von Schienenfahrzeugen international gebräuchlich sind. Dabei werden die spezifischen Eigenschaften der gegenständlichen Fahrzeuge berücksichtigt, wie sie sich insbesondere aus dem Fahrzeugkonzept, der detaillierten Massenverteilung sowie den individuellen Fahrwerken mit ihren Federstufen etc. ergeben. Das Simulationsmodell beinhaltet weiterhin das Gleis mit der abzuprüfenden Trassierung, örtlichen Spur- und Rillenweiten sowie etwaigen Flachrillen. Darüber hinaus sind z.B. eine elastische Gleisbettung oder örtliche Gleislagefehler möglich. In der Simulation werden die Fahrzeugmodelle über die geplanten Gleisanlagen bewegt. Dabei werden relevante Kombinationen von Randbedingungen wie z.B. der Beladung, einer Winterversteifung der Gummifedern, der Rad/Schiene-Profile, der Fahrgeschwindigkeit etc. variiert.
Die Simulationsergebnisse werden gegenüber Beurteilungskriterien aus Regelwerken (z.B. Entgleisungssicherheit) oder Fahrzeugunterlagen (z.B. ertragbare Lasten) bewertet. Soweit die Befahrbarkeit noch nicht sichergestellt ist, variiert PROSE die Trassierung in einem schrittweisen Vorgehen. Dazu dienen zuvor abgestimmte Prämissen, welche Parameter wie z.B. der Überhöhungsverlauf oder die Höhenlage etc. prioritär geändert werden oder beispielsweise aus städtebaulichen Gründen unverändert bleiben müssen.
Kundennutzen
Der unmittelbare Nutzen besteht in der Planungssicherheit, die sich aus der nachweislichen Befahrbarkeit der neuen Trassierung ergibt. Gleichzeitig wird das Risiko an Spätfolgen nach Realisierung der Baumassnahme wie auftretenden Rissen an der Fahrzeugstruktur minimiert.